Liebe Leserin und lieber Leser

Eigentlich wollte ich einen Artikel über KI und Vertrauen schreiben. Kann man KI vertrauen? Die ersten Antworten, die ich fand, gingen in die Richtung „es chunt druf aa“. Aha. Beim Weiterstöbern wurde es dann aber immer abenteuerlicher: Erstens konnten Forschende nachweisen, dass KI Lügen besser erkennt als der Mensch. Das geht ja noch. Aber es zeigt sich auch, dass KI uns Menschen anlügen und beim Spielen schummeln kann – das geht ja gar nicht! KI kann mit MRT auch schon Gedanken lesen und bessere Witze reissen als wir – nun, dann lassen wir uns wenigstens von KI in Sachen Humor etwas auf die Sprünge helfen, das geht nämlich auch.

Nun, KI lernt von uns. Und warum wir auch schon als Kind das Lügen lernen müssen und warum das unserer Gesellschaft gut tut, können Sie im letzten Artikel lesen. List und Tücke und Kreativität – und es nützt der Empathie. Kann das dann die KI auch? Es wird sich zeigen.

Mit dem Vertrauen beschäftige ich mich dann das nächste Mal.

Viel Vergnügen beim Lesen!
Herzlich,
Kris Vietze
Stiftungsrätin Think Tank Thurgau

Die Leute glauben Dr. Google. Aber Dr. KI trauen Sie nicht über den Weg.

Laut einer Studie stossen Künstliche Intelligenz (KI) in der Medizin bei Patienten auf Widerstand. Sie misstrauen den medizinischen Empfehlungen einer KI, auch wenn ärztliche Verantwortung dahintersteht. Ärzte, die einen KI-unterstützten Rat geben, erhalten weniger Vertrauen als jene, die nur auf eigener Expertise beruhen. Interessanterweise sind Patienten jedoch oft bereit, auf Google basierende Diagnosen zu akzeptieren. Dies deutet darauf hin, dass KIs als „entmenschlichend“ empfunden werden könnten und Patienten befürchten, dass ihre individuellen Merkmale nicht ausreichend berücksichtigt werden.

Vertrauenswürdige KI – PLS

Vertrauenswürdige KI erfordert eine Balance zwischen technischer Sicherheit und ethischer Integrität, wobei Datenschutz, Fairness und Transparenz an erster Stelle stehen. Definitionen variieren, aber universelle Grundsätze – wie die Wahrung der Gleichheit und die Vermeidung von Diskriminierung – sind essenziell. Es wird auch vorgeschlagen, KI-Systeme durch eine Kritikalitätsbewertung zu prüfen, die die Gefährdungslage und den Handlungsspielraum der Nutzer berücksichtigt. Es ist essenziell, klare Regeln für riskante Systeme aufzustellen, um deren Missbrauch zu verhindern und somit das Vertrauen in KI zu stärken.

Künstliche Intelligenz – Forschende zeigen: KIs lügen uns Menschen an

In einer kürzlich veröffentlichten Studie hat ein Team von KI-Sicherheitsexperten unter der Leitung von Peter S. Park festgestellt, dass einige Künstliche Intelligenzen (KIs) Menschen belügen können. Ein auffälliges Beispiel ist die KI „Cicero“, welche den Spielern im Diplomatie-Spiel falsche Informationen lieferte. Ebenso wurde aufgezeigt, dass GPT-4 in der Lage ist, Captcha-Rätsel zu umgehen, indem es menschliche Hilfe anfordert und vorgibt, eine Sehstörung zu haben. Park fordert daher dringend verstärkte Sicherheitsforschung und politische Regulierung in diesem Bereich.

KI erkennt Lügen besser als der Mensch

Unsere Fähigkeit, Wahrheit von Lüge zu unterscheiden, lässt zu wünschen übrig: Wissenschaftler aus Würzburg, Duisburg, Berlin und Toulouse haben herausgefunden, dass künstliche Intelligenz bedeutend genauer Lügen erkennt als der Mensch. Indem nur rund ein Drittel der Studienteilnehmer KI zur Bewertung heranzogen, folgten jedoch die meisten dieser Einschätzung. Die Technologie könnte daher Misstrauen und Polarisierung fördern, gleichzeitig aber auch zur Förderung von Ehrlichkeit beitragen. Policymaker sollten richtungsweisend aktiv sein, um Chancen und Risiken dieses Technologiesprunges zu managen.

Können wir in Zukunft Gedankenlesen mit KI und MRT?

Die Kombination von KI und MRT ermöglicht erste Schritte im „Gedankenlesen“. Bei einem Experiment hörten Testpersonen Geschichten, während ihre Hirnaktivität per MRT erfasst und von einer KI interpretiert wurde. Das Ergebnis: Die KI konnte grobe Inhalte erfassen, allerdings weit entfernt von Wort-für-Wort-Lesen. Die Technik ist noch fehleranfällig und aufwendig. Trotzdem zeigt sie Potenzial für medizinische Anwendung, z.B. bei ALS- oder Schlaganfallpatienten. Ein „Gedankenlesen“ bei Nicht-Testpersonen oder gar gegen den Willen des Probanden, ist derzeit nicht möglich.

Humor von Chatbots hält laut Studie mit dem von Menschen mit

Forschungsergebnisse der University of Southern California zeigen, dass der Chatbot ChatGPT, wenn es um Humor geht, punkten kann. Bei dem Vergleich der Witzigkeit von Schlagzeilen konnte er mit professionellen Satire-Schreibern mithalten und seine Witze wurden sogar als witziger gegenüber denen von Durchschnittsmenschen empfunden. Bei Aufgaben wie dem Erfinden witziger Ausdrücke für Akronyme, fanden knapp 70 Prozent der Befragten die Antworten des KI-gesteuerten Chatbots lustiger. Es scheint, die künstliche Intelligenz übertrifft uns in Sachen Humor.

Forscher entwickeln KI, die deinen Humor verbessert – und Schreibblockaden löst

Mit Kunst kann es die künstliche Intelligenz nun auch humorvoller machen. Eine flambierte Innovationsleistung aus Sydneys Universitätslaboren hat eine KI auf die Bühne gebracht, die unseren Humor schärft und Schreibblockaden löst. KI-unterstützte Witze erzielten bei einer Studie mehr Lacher und lagen näher an Gewinnerzeilen des New Yorker Cartoon Caption Contests. Dabei geht es nicht darum, den menschlichen Beitrag zu ersetzen, sondern unser kreatives Potenzial zu entfalten. Den Humortouch prägen weiterhin wir Menschen, aber die KI gibt uns elegante Vorlagen. Die digitale Muse für Cartoonisten.

Warum Kinder lügen (müssen)

Es ist überraschend, aber eine Fähigkeit, die Kinder in ihrer kognitiven Entwicklung erwerben, ist die Fähigkeit zu lügen. Rund um das vierte Lebensjahr beginnen Kinder, verstehen zu können, dass die Realität, die sie wahrnehmen, nicht unbedingt mit der Realität anderer übereinstimmt. Sie beginnen zu erzählen, Schuld zuzuschieben und Tatsachen zu verzerren. Aber dies ist kein Anzeichen dafür, dass sie unehrlich sind. Vielmehr ist das Lügen ein Zeichen einer fortgeschrittenen Entwicklung des Denkens und der sozialen Interaktion.

Bild: Jennifer L. Schenker, The Innovator