Liebe Leserinnen und Leser
Die Demokratie lebt von einem Wettstreit unterschiedlicher politischer Ansichten. Zentral wäre aber, dass wir den politischen Diskurs auf der Basis von Fakten führen. Hier sind westliche Demokratien in den nächsten Jahren ganz besonders herausgefordert. Denn bereits die letzten Jahre zeigen, wie stark die rasche Verbreitung von Falschinformationen mit neuen Kommunikationsmöglichkeiten zugenommen hat. Das Thema wird uns die nächsten Jahre begleiten – und begleitet uns auch im heutigen Newsletter.
Ein eher harmloses Beispiel ereignete sich Anfang Woche. Ein mit künstlicher Intelligenz erzeugtes Bild von Rauch über dem Pentagon ließ den US-Aktienindex S&P 500 am Montag absacken. In Wirklichkeit war aber nichts passiert. Die Märkte erholten sich kurze Zeit später wieder. Alles bestens, könnte man meinen? In diesem Fall schon. Aber je mehr Falschinformationen verbreitet werden, umso schwieriger wird es werden, die Wahrheit zu bestimmten Themen herauszufinden. Und dann kann es durchaus sein, dass die Gegenreaktion nicht so rasch erfolgt.
Bekannt wurde diese Woche beispielsweise, dass Gegner des Klimaschutzgesetzes nachweislich falsche Informationen in alle Haushalte geschickt hatten. Die Verbreitung von Falschinformationen ist für eine Demokratie allerdings Gift, denn sie verhindert einen konstruktiven Diskurs. Besonders ausgeprägt ist das bereits in den USA. Textroboter, so genannte Bots, produzieren mit falschen Accounts auf Social Media eigentliche Desinformationskampagnen, um Wahlen und Abstimmungen zu beeinflussen.
Gezielte Desinformationskampagnen führt in den letzten Jahren auch Russland. Ein Ziel dabei, das auch mit unzähligen Falschinformationen während der Corona-Pandemie verfolgt wurde, ist schlicht die Förderung anti-westlicher Stimmung und damit die Schwächung der westlichen Demokratien. Ein Beitrag befasst sich schliesslich mit der Frage, warum Falschinformationen so leicht verbreitet und geglaubt werden.
Selbstverständlich: Zentral ist, dass wir alle lernen, Falschnachrichten zu entlarven. Das ist allerdings leichter gesagt als getan. Bereits mehrfach war in den letzten Monaten Künstliche Intelligenz (KI) ein Thema in unserem Newsletter. Im Zusammenhang mit Fake News kann KI durchaus als Brandbeschleuniger wirken. Denn mittels KI können problemlos innert kürzester Zeit unzählige Textbeiträge, Fake-Bilder, Fake-Töne und sogar Fake-Videos produziert werden, die alle aus unterschiedlicher Perspektive dieselbe Grundbotschaft vermitteln.
In diesem Kontext dann herauszufinden, was stimmt und was nicht, wird immer schwieriger. Dazu können in beschränktem Masse auch technische Massnahmen beitragen – etwa die Verpflichtung für grosse Informationsplattformen zum Entfernen von Falschnachrichten.
Allerdings: Die Unterscheidung von falsch und korrekt wird, wie erwähnt, immer schwieriger. Umso wichtiger unser Committment: Wollen wir nicht, dass sich unsere Gesellschaft spaltet, so müssen wir uns darauf einigen, wie oben erwähnt, politischen Diskurs auf der Basis von Fakten zu führen.
Digitalisierung bringt durchaus viele Chancen. Der Akzent heute lag für einmal bei den Risiken. Denn nur, wenn wir uns dieser Risiken bewusst sind, können wir sie bewältigen.
Ein Ansatz zur Bewältigung ist die sorgfältige Auseinandersetzung mit den Folgen der Digitalisierung, wie sie beispielsweise auch am diesjährigen Wissenschaftskongress des Think Tank Thurgau, diesmal unter dem Thema „Der Mensch im Fokus der Digitalisierung“ stattfindet. Seien Sie herzlich willkommen!
Mit freundlichen Grüssen
Prof. Dr. Thomas Merz, Mitglied Stiftungsrat Think Tank Thurgau
US-Börse: Wie ein KI-Bild den US-Leitindex abstürzen ließ
Ein Algorithmus, der von einem nicht näher genannten Hedgefonds entwickelt wurde, hat angeblich versehentlich den US-Leitindex Dow Jones abstürzen lassen. Der Algorithmus nutzt künstliche Intelligenz, um Finanznachrichten zu analysieren und prognostizieren, wie sich der Markt entwickeln wird. Durch unerwartete Ereignisse wie eine Änderung der Fed-Politik reagierte der Algorithmus jedoch fehlerhaft und führte zu einem großen Verkaufsdruck auf den Dow Jones. Der Hedgefonds soll nach dem Vorfall umgehend gehandelt haben, um die Auswirkungen zu minimieren, und betont, dass menschliche Entscheidungen immer noch unerlässlich sind, um solche potenziellen Fehler zu vermeiden.
Ein Komitee mit dem Namen „Nein zum CO2-Gesetz“ setzt sich mit falschen Informationen gegen das Klimaschutz-Gesetz in der Schweiz ein. Die Gruppe behauptet zum Beispiel, dass das Gesetz eine massive Verteuerung für Autofahrerinnen und Hausbesitzerinnen bedeuten würde. Das Komitee wird von verschiedenen konservativen Parteien und Wirtschaftsverbänden unterstützt. Das Klimaschutz-Gesetz zielt darauf ab, die Treibhausgasemissionen in der Schweiz bis 2030 um 50 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 zu reduzieren. Am 13. Juni wird in der Schweiz über das Gesetz abgestimmt.
Der Artikel „Wenn Trolle die US-Debatte vergiften“ beschäftigt sich mit der Rolle von Trollen in der politischen Debatte der USA. Dabei geht es um gezielte Desinformationskampagnen und Manipulationen von öffentlichen Meinungen durch Bots und Fake-Accounts. Diese Kampagnen können Auswirkungen auf den Ausgang von Wahlen und Entscheidungen haben. Der Artikel betont, dass es wichtig sei, die Rolle von Trolls und Fake-Accounts zu verstehen und gezielte Gegenmaßnahmen zu ergreifen, um eine offene und demokratische Debatte zu ermöglichen.
Fake News auf dem Balkan: Hysterie, Verschwörungen und russische Propaganda
Der Artikel beschäftigt sich mit der Verbreitung von Fake News auf dem Balkan und wie diese zur Verbreitung von Desinformation und Verschwörungen führen. Laut dem Autor wird die russische Propaganda auf dem Balkan immer stärker und zielt darauf ab, anti-westliche Ansichten zu fördern. Als Beispiel wird die Situation in Montenegro genannt, wo angeblich eine Gruppe von Serben mit russischer Unterstützung versucht haben soll, den „Staatsstreich“ zu organisieren. Der Artikel warnt davor, dass die Verbreitung von Fake News und Verschwörungen zu politischen Instabilitäten auf dem Balkan führen kann.
Herbstgespräch des hessischen Verfassungsschutzs über russische Desinformationskampagnen
Der Chef des hessischen Verfassungsschutzes, Robert Schäfer, hat in einem Herbstgespräch über russische Desinformationskampagnen gesprochen. Dabei gehe es um eine Indoktrination, die das Vertrauen in westliche Demokratien zerstören soll. Der Verfassungsschutz arbeite eng mit den Medien zusammen, um solche Kampagnen zu entlarven und Transparenz herzustellen. Auch Social-Media-Plattformen seien gefordert, Falschinformationen zu unterbinden. Schäfer betonte zudem, die Bedrohung durch Rechtsextremismus sei nach wie vor hoch.
In dem Artikel geht es um die Entstehung von Fake News und wie diese sich verbreiten. Es wird darauf hingewiesen, dass jeder Mensch dazu neigt, Informationen zu glauben, die seine Meinung oder Vorurteile bestätigen. Social Media Plattformen haben dies genutzt, um gezielt solche Informationen an Nutzer zu verbreiten, um ihre Aufmerksamkeit zu erhalten und damit Geld zu verdienen. In dem Artikel wird auf die Bedeutung von Medienkompetenz und kritischem Denken hingewiesen, um gegen Fake News gewappnet zu sein.
Entscheidung des Bundesgerichtshofs: Google muss Fake News entfernen
Google muss Texte mit nachweisbar falschen Informationen auf Antrag der Betroffenen aus seiner Trefferliste entfernen. Das entschied nun auch der deutsche Bundesgerichtshof (BGH). Die obersten Zivilrichter und -richterinnen Deutschlands setzten damit ein Grundsatzurteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) aus dem Dezember 2022 um.
Wissenschaftskongress des Think Tank Thurgau vom 21. Juni 2023.