Liebe Leserinnen und liebe Leser,
ich gebe zu, man könnte mir vorwerfen, dass ich es extra gemacht habe. Dass ich absichtlich zwei Tage Verspätung beim Newsletter eingerechnet habe, um pünktlich zum Tag der Frau meinen Beitrag zu verfassen. Tatsächlich habe ich schlicht keine Zeit gefunden und es ist ein Zufall, der mir ein bisschen in die Hände spielt. Wie sie vielleicht bei vergangenen Beiträgen erahnen konnten, beschäftigt mich das Thema Gleichstellung sehr. Und im Sinne des International Women’s Day habe ich natürlich auch einige Beiträge dazu für Sie unten angefügt. Falls Sie nicht wissen, weshalb wir überhaupt den Internationalen Frauentag feiern, so gibt Ihnen der untenstehende Artikel Aufschluss.
Die Frage ist an so einem Tag aber auch: Braucht es überhaupt noch so einen Tag? Ich als Frau bin dabei vielleicht etwas befangen, aber die Forschung unterstützt meine Haltung, wenn ich sage, Ja, es braucht ihn. Wussten Sie beispielsweise, dass Frauen rein rechnerisch bis am 17. Februar gratis gearbeitet haben? Man nennt das den Equal Pay Day. In Deutschland ist dieser gar erst vor zwei Tagen gewesen. Zudem ist der Gender Pay Gap gerade bei studierten Frauen noch grösser. Sie verdienen verhältnismässig deutlich weniger als ihre Arbeitskollegen. Auch beim Thema Kinderkriegen, Erziehung oder unbezahlte Care-Arbeit leisten Frauen immer noch mehr für weniger. Nicht zuletzt hat auch die KI ihre liebe Mühe mit Gleichberechtigung. Nicht nur zwischen Männern und Frauen, sondern auch gegenüber Minderheiten.
Für mich persönlich ist dieser Tag der Frau vor allem deshalb wichtig, weil er auf ein Thema aufmerksam macht, dass sicher nicht bei den Frauen aufhört. Ehrlich gesagt mache ich mir weniger Sorgen um die Gleichstellung der Frau in der Schweiz als darum, dass sich offenbar immer mehr (vor allem junge) Männer von Frauen, dem Feminismus oder der Emanzipation bedroht fühlen. In den Sozialen Medien sind Influencer wie Andrew Tate, um nur ein Beispiel zu nennen, bei Männern sehr beliebt. Offenbar fühlen sich junge Männer überfordert und hilflos. Das kann ich irgendwie nachvollziehen. Als Frau kann man heute eigentlich alles sein. Man kann lange oder kurze Haare haben, sich schminken oder eben gerade nicht, alles ist normal. Doch was ist der normale Mann? Darf der normale Mann auch rosarot tragen? Klar, find ich. Aber finden das auch die Männer? Und die jungen Buben, die zu Männern heranwachsen? Und: übertreibe ich in diesen Dingen masslos und sehe Probleme, wo keine sind? Ich habe auf alle diese Fragen keine Antworten und sicherlich auch viel zu wenig Wissen. Aber es ist wichtig, darüber nachzudenken, zu sprechen und zu disktutieren – und das nicht nur am 8. März. Aber genau heute bietet mir der Tag der Frau einen Anlass, um besonders darauf aufmerksam zu machen. Ich jedenfalls wäre sehr gespannt über Ihre Meinung dazu.
Herzliche Grüsse
Sabrina Bächi
Stiftungsrätin Think Tank Thurgau
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