Liebe Leserinnen und Leser,
zum siebten Mal vergibt das Kompetenzbündel Thurgau Wissenschaft den Forschungspreis Walter Enggist. Die Einreichefrist für Arbeiten läuft derzeit noch. Der Preis ist eines von zahlreichen Instrumenten, die den gleichen Zweck verfolgen: Forschung, Innovation und damit den Standort Thurgau fördern. Ausgezeichnet werden Forschungen von Thurgauerinnen und Thurgauern oder die sich um den Thurgau drehen. Und genau das braucht der Kanton. Wir brauchen gescheite Köpfe, die nicht nur in einen Apfel beissen sondern über das Öpfelbitschgi hinaus denken und die Welt ein Stück weit verändern.
Ich habe mir die bisherigen Preisträgerinnen und Preisträger des Forschungs- und Nachwuchspreises einmal genauer angeschaut und freudig festgestellt, dass insgesamt mehr Frauen als Männer auf der Bühne standen und einen der Preise entgegen nehmen durften. Damit wäre auch eine schöne Überleitung zu einem weiteren wichtigen Anliegen gemacht: dem Internationalen Tag der Frau.
Erstmals wird der Weltfrauentag am 8. März 1911 gefeiert. Damals ging es um die Gleichberechtigung und das Frauenstimm- und wahlrecht.
Und heute?
Das Stimm- und Wahlrecht haben wir. Bei der Gleichberechtigung gehen die Meinungen auseinander. Viele denken, dass Frauen heute alle Rechte haben und nicht einmal ins Militär müssen. Andere wiederum sagen, dass Frauen immer noch benachteiligt sind. Gender pay gap, pink tax, oder gender health gap. Es gäbe noch weitere schöne englische Begriffe, die dieses Problem aufgreifen.
Ich möchte mich jedoch erneut der Forschung zuwenden.
Statistiken zeigen, dass Mädchen und Frauen schon vor Jahren in der Schule, der Kanti und auch im Studium die Männer anzahlmässig überholt haben. Gerade in der Ostschweiz meiden viele Knaben die Kanti und lernen lieber einen Beruf. Auch gut – vor allem in Zeiten des Fachkräftemangels.
Wie kann es aber sein, dass trotz dieser Übervertretung von Frauen immer noch markant weniger Frauen eine Professur innehaben? Das Bundesamt für Statistik zeigt, dass nach dem Master die Männer wieder in der Mehrheit sind, was die höheren Abschlüsse betrifft. Eine Erklärung dafür: Es könnte an der immer noch vorherrschenden Rollenvorstellung liegen. Vor allem die Geburt eines Kindes wirkt sich auf die Karriere einer Frau stärker aus, als bei einem Mann.
Aber ist das jetzt fehlende Gleichberechtigung? Vielleicht müssen wir eher anders fragen: Hat die Gleichberechtigung ihre Grenzen?
Wenn Ja: ist es fair, dass diese Grenze an der Biologie hängt – weil eben nur Frauen Kinder kriegen können?
Der internationale Tag der Frau soll auch die Diskussion über Gleichberechtigung fördern. Ich lade sie dazu ein, mit Frauen, Freundinnen oder anderen Diskussionswilligen zumindest einmal die Frage zu erörtern: Braucht es den Weltfrauentag noch?
Ich stelle mir nun selbst die Frage, ob ich in meinem nächsten Newsletter über die Probleme der Männer schreiben sollte – aus Gründen der Gleichberechtigung :-)
Viel Spass beim Lesen der angehängten Artikel
Sabrina Bächi
Stiftungsrätin Think Tank Thurgau
Hier erfahren Sie alles über den Forschungspreis Walter Enggist. Die Einreichefrist für Arbeiten ist noch bis Ende März offen. Der Preis ist mit 15’000 Franken dotiert
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